HALS – KETTE- KETTE – SCHUSS

 

Renate Antwerpen kombiniert in ihren ansprechenden Halsketten aufwändig gefertigte Keramik – und Porzellanperlen mit Horn oder marokkanischem Silber. Etwas ganz Besonderes ist auch die Einarbeitung von zum Teil über 200 Jahren alten, farbigen Glasperlen venezianischen Ursprungs. Geboren in Berchtesgaden, lebte sie lang in England und Bonn, heute arbeitet sie am Irrsee.

 

Dora Karacsonyi – Brenner zeigt Tapisserie, die durch Reduktion und Abstraktion besticht. Die Gobelintechnik ermöglicht feine farbliche Schattierungen und subtile Details, was den Arbeiten große Lebendigkeit verleiht.

Dora Karacsonyi lebt in Linz, wo sie textiles Gestalten bei Professor Fritz Riedl studierte.

Ihre Webbilder wurden unter anderem schon in New York und Istambul gezeigt.

Ausstellung März 2007

 

Einführung Sigrid Kofler

 

Der Titel der heutigen Ausstellung ist

 

Hals - Kette – Kette – Schuss

 

Ich habe gestern eins meiner Lieblingsbücher befragt, nämlich den Duden Etymologie, und möchte das Ergebnis meiner Recherchen mit Ihnen teilen:

 

Das Wort Hals kommt von einer indogermanischen Wurzel kvel – drehen, sich herumbewegen – und ist verwandt mit den Worten Pol, Kreis Zyklus. Er ist der Dreher des Kopfes, verbindet also Kopf und Körper, Geist und Werkzeug.

 

Die Kette hat zwei Wurzeln, einerseits über das Lateinische catena bezeichnet sie ein aus Einzelgliedern gefügtes Band, althochdeutsch ketina mit den Bildungen anketten verketten etc.

Eine zweite, nicht verwandte Wurzel des Wortes hat sich aus kitte, kutte, ahd. Kutti entwickelt und bezeichnete eine Herde, eine Schar, eine Reihe.

Bei uns handelt es sich um Halsketten einerseits, andererseits ist die Kette beim Weben gemeint. Die Kettfäden bezeichnen das Fadengerüst, auf dem der sogenannte Schuss, die Querfäden aufgebracht werden.

 

Der Schuss leitet sich aus dem Indogermanischen skeu ab, was treiben, jagen, eilen, schnellstes Bewegen in jeder Hinsicht bedeutete, eng verwandt mit schieben. Eine alte deutsche Bedeutung ist im heutigen Sprachgebrauch verschwunden, nämlich emporragen, vorspringen, darauf weisen Worte wie Geschoss, Schössling, Überschuss hin.

 

Schmuck wiederum ist gemeinsam mit schmiegen von einer Wurzel smue – sich anschmiegen, sich in etwas hineindrücken, umarmen abgeleitet.

 

Nicht zufällig mach ich heute diesen Exkurs in die Sprachvergangenheit, denn die Techniken der heute gezeigten Arbeiten gehören zu den ältesten Kulturtechniken der Menschheit.

 

Das Weben, von ig. uebh

Aus der Mittelsteinzeit (vor etwa 40 tausend Jahren) sind geflochtene Hütten bekannt, das weben auf Webstühlen ist erst ab der Jungsteinzeit (ab achttausend v Chr.) belegt.

Tapisserie, also gewirkte Bildteppiche sind als Grabbeigaben aus ägyptischer Zeit erhalten.

 

Das Wort Tapisserie ist natürlich erst später aus dem französischen tapis – Teppich entlehnt worden und hatte im klassischen Sinn seine Hochblüte in der Renaissance, daher stammt auch die Redewendung – aufs Tapet bringen - (16.JH)

 

Die Arbeit mit Ton ist ebenfalls aus der Mittelsteinzeit durch Idole belegt, die älteste bekannte Gefäßkeramik stammt aus China aus der Zeit um 18000 v.Chr.

 

Renate Antwerpen

In Berchtresgaden geboren, studierte im college of art in Leeds Keramik, später in der Glasfachschule Kaufbeuren Modeschmuckdesign.

Sie hat lange in England, später in Bonn gelebt, heute lebt und arbeitet sie in Oberhofen am Irrsee.

Jede einzelne Perle, die sie sehen, ist in Handarbeit entstanden, teils aus Wedgewoodporzellan, teils glasiert.

Sie kombiniert in ihren Ketten keramische Teile mit bearbeitetem Horn und altem marokkanischem Silber – zusätzlich verwendet sie Glasperlen, vorzugsweise alte, in vielen Ketten finden wir die sogenannten millefiori – 1000 Blumen –aus Murano in Venedig, die zum Teil über 200 Jahre alt sind.

 

Dora Karaczony ist in Wien geboren, am Attersee aufgewachsen und studierte zunächst Mode in Wien, dann textiles Gestalten bei Prof. Riedl an der Kunsthochschule in Linz. Sie hat für namhafte Künstler wie Franz West gearbeitet und von NY bis Istambul ausgestellt. Sie lebt und webt in Linz.

Sie arbeitet in Gobelintechnik – stückchenweise gewebt, dadurch ergibt sich eine ganz besondere Struktur und subtile Oberfläche. Die Kettfäden sind Baumwolle, das eingewebte Material ist Wolle aus Frankreich oder Spanien.Sie färbt die Wolle selbst. Die lange duernde Arbeit am Webstuhl – so ein Teppich braucht mindestens ein halbes Jahr – sei meditativ, sagt sie und hilft ihr, zur Ruhe zu kommen.

Die Tapisserie von Dora Karaczony besticht einerseits durch Abstraktion und Reduktion, andererseits durch subtile Details, die den Arbeiten Lebendigkeit verleihen.

 

Sigrid Kofler März 2007