transparenz und relief

Veronica Branca - Masa

Die Mai Ausstellung ist der Schweizer Bildhauerin Veronica Branca-Masa gewidmet. Die Tessiner Künstlerin ist eine der ersten und wenigen Frauen, die seit vielen Jahren in Carrara, dem Eldorado der Steinbildhauerei lebt und arbeitet.

Ihre perfekt gearbeiteten Marmorskulpturen gewähren Ein- und Durchblicke und wirken trotz ihrer Zartheit in den umgebenden Raum.

Weiters zeigt Branca-Masa, die in Florenz Malerei studiert hat, neue Zeichnungen und monochrome Reliefdrucke, die dieses Frühjahr bei einem Stipendienaufenthalt in Ligurien entstanden sind.

 

Ausstellungseröffnung: Do, 3.5.2012  bis Sa., 26.5. 2012

Einführung Sigrid Kofler

 

 

Ich freue mich, nach drei Jahren Veronica Branca Masa wiederum zu einer Ausstellung hier im 20gerhaus begrüßen zu können.

Veronica Branca Masa teilt ihr Leben auf zwischen ihrem Atelier in Carrara, wo sie sich im Sommerhalbjahr ausschließlich der Bildhauerei widmet und dem Tessin, wo sie direkt am Lago Maggiore in ihrem Elternhaus den Winter verbringt und dort ihre Konzepte erarbeitet, Projekte vorbereitet und auch eher die Zeit zum Zeichnen findet.

Sie hat in Florenz an der Akademia di belle arti Malerei studiert, bald aber die Anziehungskraft der Skulptur für sich entdeckt.

Anschließend bereiste sie einige Jahre lang Südamerika, dann begann sie im Tessin neben der Malerei mit der Bildhauerei.

Eine große Auftragsarbeit vor 25 Jahren hat sie dann nach Carrara geführt, ursprünglich, um diese eine Skulptur zu realisieren. Bald wurde der Aufenthalt in Carrara fix und sie konnte ihr Studio Artemisia gründen, sie ist nach wie vor eine der wenigen weiblichen Bildhauerinnen dort.

Seit der Römerzeit werden die Marmorvorkommen der Region verwendet und heute noch ist Carrara ein Eldorado für jeden Steinbildhauer und auch sonst einen Besuch wert, zB. als Zentrum der Anarchisten und des Anarchistischen Widerstandes gegen die Nationalsozialistische Besatzung.

Veras Atelier liegt idyllisch direkt am Fuß und Eingang der Steinbrüche im Grünen. Dort ist sie extrem und unmittelbar umgeben von der Präsenz des Materials, den riesigen Steinblöcken, die von den Lastwagen die schmalen Serpentinen der Schotterstraßen heruntergefahren werden, der Monumentalität der Marmorwände in den Steinbrüchen, in einer Stadt, die seit Jahrhunderten vom Marmorabbau und dem Steinmetzgewerbe lebt.

Bewusst wählt sie diese Abgeschiedenheit, diese Konzentration, um sich ganz dem Dialog mit den Steinen zu widmen, deren Eigenheit und Charakter mitredet bei der entstehenden Form. Sie selbst sagt: alles passiert dort, wo sich die Materie mit dem Gedanken trifft, der nach einer ihm entsprechenden sichtbaren Manifestation sucht. Dieser Dialog zwischen Gedanken und Material, eine Ausgewogenheit zwischen Gestalterischem Eingriff und dem Belassen vorgefundener Strukturen, zB. abgewitterter Rinden ist ein hervorstechendes Merkmal ihrer Arbeiten.

Fragil und doch kraftvoll entstehen Wechselwirkungen zwischen dem umgebenden Raum und der Skulptur, meist definiert sie Innenräume, in die durch Spalten oder durchscheinende Marmorflächen Licht dringt, auch dieses Licht ist wesentlicher Bestandteil der Skulpturen.

Die Grafischen Arbeiten der heutigen Ausstellung sind alle in einem Arbeitsaufenthalt in diesen März entstanden und auch hier arbeitet sie sehr reduziert. In den subtilen weißen Reliefprägungen und gestischen Zeichnungen spielen ebenso wie in den Skulpturen die Zwischenräume, Auslassungen, die leeren Flächen eine große Rolle.

Veronica Branca Masa hat letztes Jahr Anerkennung für ihre Arbeit in Form einer großen Ausstellung im Museo Vincenzo Vela im Tessin bekommen. Im Zuge dessen entstand eine Monografie mit vielen Fotos auch ihres Ateliers in Carrara, die ich Ihnen sehr ans Herz lege.

Ich freu mich sehr, diese außergewöhnlichen Arbeiten hier in Ried zeigen zu können.

 

Sigrid Kofler Mai 2012