matsch – moor

 

Heidi Zenz, Eggelsberg, Prozesskunst

 

Eröffnung Fr 6.März 2009 bis 2.April

 

Einführung Sigrid Kofler

In der zweiten Ausstellung unseres Schwerpunkts, in dem die Natur im Mittelpunkt der künstlerischen Auseinandersetzung steht, sehen wir heute Arbeiten der Eggelsberger Künstlerin Heidi Zenz.

Nach den „Naturbetrachtungen“ von Peter Newrkla, der sich der Natur durch das Abbild der Morphologie, also der äusseren Erscheinungsform nähert, wird bei Heidi Zenz die Natur selbst zum Bestandteil der Arbeiten. Der wunderschöne Titel „Matsch-Moor“ weist schon auf die Ausgangsmaterialien der Werke dieser Ausstellung hin.

Heidi Zenz, nahe des Ibmer Moors aufgewachsen, wo sie heute noch lebt, hat schon als Kind viel Zeit im Moor verbracht und tut es noch heute.

Heidi Zenz ist eigentlich Forscherin, Sammlerin und Alchimistin, die, wenn sie malt, nur selbstgesammelte Pigmente verwendet, die sie nah und fern sammelt, wenn nötig zerreibt und für den späteren Gebrauch archiviert. Sie sammelt nicht nur mineralische Materialien, sondern auch Dinge aus dem Pflanzen- und Tierreich wie Samen Halme Eier Knochen Wespennester vieles mehr, an dem Andere achtlos vorbeigehen. Aus diesem Fundus, der eine Art Filtrat einer Gegend darstellt, wählt sie Objekte oder Objektgruppen für Installationen, schichtet und schlichtet, ordnet und kombiniert. Dem Betrachter erschließt sich der Charakter der Materialien, in der seriellen Verwendung wird einem die Lebendigkeit der Natur vor Augen geführt, denn, so ähnlich sie sich sind, ist jeder Kiesel anders geformt, gleicht kein Ei dem Anderen.

 

Heidi Zenz ist auch Experimentatorin, sie entwickelt eigene Techniken, mit den von ihr gewählten Ausgangsstoffen zu arbeiten. Ihre Algenbilder, wie ihre Schlammbilder, die sie heute ausstellt, sind dafür typische Beispiele. Unter was für Bedingungen haftet die Alge am Papier ? Wie nass muss der Schlamm sein, damit das gewünschte Fließbild entsteht ?

 

Heidi Zenz ist Prozesskünstlerin, der Herstellungsprozess bleibt als wesentliche ästhetische Information im Ergebnis ablesbar. Werke der Prozesskunst sollen Zeit und Raum, Hintergründe und Entwicklungen bewusst wahrnehmbar machen, die sonst leicht übersehen werden.

Sie baut in der Natur große Objekte aus Torf oder Salzstein auf , die sie dann den natürlichen Veränderung durch Wind, Wetter und Tiere überlässt.

Auch hier sehen wir eine Installation aus gestochenen Torfstücken. Die Art des kreuzweisen Aufschlichtens ist die Art, wie Torf rund ums Ibmer Moor nach dem Stich früher zum Trocknen gelagert wurde.

Die Schamaninnen, die einst die Höhlenmalereien erfanden, müssen in ähnlicher Art an die Arbeit gegangen sein, und aus allen ihren Arbeiten spricht für mich ein großer Respekt vor der Natur, ein Respekt, der uns heute allen gut anstehen würde.

 

Sigrid Kofler März 2009