thomas wiederkehr
holzarbeiten
"schnittmuster"
vernissage: do, 16.7.2015, 20:00
dauer der ausstellung: bis 1.8. 2015
einführung: sigrid kofler
schnittmuster
Thomas Wiederkehr, in der Schweiz am Bodensee geboren, lebte einige Jahre in Zürich, einige im Tessin bevor er 1982 nach Wien übersiedelte, dann ins Salzkammergut, seit 1990 bewohnen wir einen Hof in St. Marienkirchen am Hausruck.
Thomas Wiederkehr hat, wie viele wissen, in den letzten 35 Jahren vorwiegend und leidenschaftlich mit Stein gearbeitet und dabei einen ganz persönlichen Zugang zum Material und eine eigene Herangehensweise und Formensprache entwickelt.
Themen der letzten Jahre waren einerseits die Auseinandersetzung mit Geräten und Gerätschaften, andererseits mit Körpern im weitesten Sinn. Auch Arbeiten mit Steinplatten, mit sehr dünnen Schichten in fast grafischer Anmutung waren einer der Schwerpunkte.
Da die Arbeit am Stein im Winter oft nicht möglich ist, hat Thomas in den Wintern der letzten Jahre auch zum Holz gegriffen.
So ist im Winter vor eineinhalb Jahren unter anderem diese große Sitzskulptur aus Eiche entstanden. Beim Zuschnitt dieser Skulptur aus dem über 100jährigen Eichen-Stamm sind viele, zum Teil flächige Abschnitte „hergeworden“, wie man im Oberösterreichischen so schön sagt. Diese Abschnitte waren vergangenen Winter wiederum Ausgangspunkt für die Reliefs und die gleichzeitig entstandenen Monotypien dieser Ausstellung.
Wie auch in der Arbeit mit dem Stein geht Wiederkehr oft von vorhandenen Arbeitsspuren im Material aus – im Stein von Bohrlöchern oder Bruchlinien, hier von den Spuren der Motorsäge auf den Flächen und den Umrisslinien – Er nimmt sie als Inspiration und Ausgangspunkt und räumt so dem Zufall kontrolliert Raum ein.
Oberfläche und ihre Gestaltung haben immer einen wichtigen Platz eingenommen, die Spannung zwischen geschliffenen und rauhen Teilen, zwischen Brüchen und perfekten Linien ist ein Charakteristikum auch seiner Steinarbeiten.
Hier hat er nun die Motorsägespuren weiterbearbeitet, wie bei seiner Arbeitsweise am Stein – schneiden, wegnehmen, belassen, schleifen. Während dieses Arbeitsprozesses hat er Farbe aufgetragen und Drucke angefertigt, dann wieder weiter gestaltet und reduziert. Die Arbeiten sind teilweise tafelbildartig gefasst, er belässt aber oft Teile der Umrisslinie in der ursprünglichen Form, über diese offenen Teile kommunizieren die Arbeiten mit der Umgebung. In einer der Serien drängen Objekte im Objekt vehement aus diesem Tafelbildrahmen heraus.
In einer anderen Serie wird er noch minimaler, schleift immer mehr weg, bis nur wenige Farb – und Schnittspuren bleiben und in der Sattheit des geschliffenen Eichenholzes Andeutungen von Himmel und Landschaft entstehen.
Schnittmuster nennt er die heutige Ausstellung – im herkömmlichen Sinn sind sie Werkzeuge der Reproduzierbarkeit, praktische Hilfsmittel der Hausfrau. Hier sind sie eben gerade nicht reproduzierbar, ihnen wird Individualität und Präsenz eingeräumt.
Die Spuren der Motorsäge, der Flex sind für Thomas Wiederkehr auch immer Verletzungsspuren, die Brüche Risse Rauheiten sind auch immer die Brüche Risse Rauheiten des Lebens, die Schnittmuster, die wir im Leben davontragen.
Alle Arbeiten der Ausstellung bis auf diese drei Geräte im Schaufenster sind aus der 130 - jährigen Eiche entstanden. Beim Prozess des Schneidens sind auch viele Höbelspäne entstanden, auch ihnen gibt Thomas Wiederkehr Raum in seiner Ausstellung.
"Das ist etwas Geheimnisvolles. Kommt es daher, daß Holz ob auch noch so behauen und gestutzt und gehobelt, irgendwie lebendig bleibt? Es hat gelebt, wie ein heimliches Etwas in uns noch immer lebt. Und man beachte, wie selten man bei Menschen, die mit Holz zu schaffen haben, einem unglücklichen, verbitterten Gesicht begegnet." J.B. Priestley
Sigrid Kofler Juli 2015