strukturen

Hans Rainer , Eberschwang, keramischen Objekte und Reliefs

 

Die in Rakutechnik gebrannte Objekte strahlen Ruhe aus und bestechen durch ihre große ästhetische und technische Qualität.

Hans Rainer ist neben seiner internationalen künstlerischen Tätigkeit Träger des österreichischen Staatspreises für gestalterisches Handwerk als Entwickler innovativer Kachelofensysteme.

 

Eröffnung: Do.2.10. bis  4.11.2008

Einführung Sigrid Kofler

 

 

 

Ich möchte Hans Rainer kurz vorstellen:

1964 in Maria Alm geboren, besuchte er die Fachschule für Keramik und Ofenbau in Stoob im Burgenland, die er nach einem Studienaufenthalt in Calgary, Canada mit der Meisterprüfung in Keramik abschloss.

Seither ist er freischaffend tätig. Er lebt seit 1991 mit seiner Familie in Eberschwang, und ist seither Mitglied der Innviertler Künstlergilde.

Neben seinen freien Arbeiten, die wir heute hier sehen, hat er innovative, zum Teil mit Pellets beheizte Kachelofensysteme entwickelt, ein Projekt, das 1994 mit dem österreichischen Staatspreis für gestaltendes Handwerk ausgezeichnet wurde.

 

Seine künstlerische Entwicklung ist, seit ich ihn kenne, getragen von einer Affinität zum Experiment - , seine Liebe gilt dem Material Ton, das er meisterlich beherrscht. Auch mit Eisen weiss er umzugehen und stellt Parallelen zwischen den beiden Materialien fest, so bedürfen beide der Einwirkung durch das Feuer, um, wie im Fall des Tons, die Plastizität durchs Brennen zu verlieren, oder, wie im Fall des Eisens unter Feuereinwirkung plastisch, schmied- oder gießbar zu werden.

Die Reliefs und Objekte, die wir heute sehen, gehen sehr subtil aufs Material ein. Ernennt die Ausstellung „Strukturen“, weil ihn dieses Thema schon seit vielen Jahren beschäftigt . Er hat festgestellt , dass die Form Wirkung auf die Struktur zeitigt. Ausbuchtungen im Material führen beim Brennen zu subtilen Strukturveränderungen der Oberfläche. Die gezeigten Arbeiten sind in Raku Technik gebrannt, das heisst, während des Brennens werden die heissen Objekte aus dem Ofen genommen und in Sägespäne gehüllt, was die Luftzufuhr unterbricht. Diese Abwesenheit von Sauerstoff, diese reduzierte Umgebung macht die Oberfläche der Objekte so dunkel. Dieser Arbeitsschritt, das Hantieren mit den heissen Objekten, limitiert auch die Arbeiten in ihrer Größe. Zum Teil beschleift Hans Rainer die Arbeiten später, was die darunterliegenden, helleren Schichten wiederum sichtbar macht.

 

Die Arbeiten sind formlich stark reduziert und wirken in ihrer Klarheit extrem ästhetisch, ich habe mich gefragt, warum.

Schon Aristoteles hat zur Ästhetik angemerkt, dass abgesehen von Qualitäten wie Ordnung und Proportion die Anregung bestimmter Gefühle die Schönheit eines Kunstwerks ausmachen. Auch im Mittelalter ging man davon aus, dass Kunst dem Menschen Bereiche offenbart, die rational nicht zugänglich sind.

In der Neuzeit hat sich die Vorstellung duchgesetzt, dass, was als schön verstanden wird, nicht vom gesellschaftlichen und historischen Kontext zu trennen ist. In diesem Sinn denke ich, dass wir gerade in der heutigen Zeit der extremen Beschleunigung und Reizüberflutung nach Erholung von den immer künstlicheren Lebenswelten suchen. Darum empfinden wir die Wahrnehmung (aisthesis) von natürlichen Materialien und meditativen Oberflächen als wohltuend und bereichernd Nicht das Schrille, Schreiende, sondern das Subtil Sensible bewegt uns in Wahrheit im Inneren.

 

Sigrid Kofler Oktober 2008