Zu Sammeln und zu Jagen war mindestens 80 000 Jahre lang die Hauptbeschäftigung des modernen Menschen, erst etwa 10 000 Jahre vor Christus kam Ackerbau und Viehzucht als Kulturtechniken dazu.

Die Leidenschaft des Jagens und Sammelns, in der Folge auch der Drang zum Kategorisieren und Ordnen leitet sich so aus der Menschheitsgeschichte her und scheint eng mit unserer Wahrnehmung der Welt verknüpft zu sein.

Zum Jagen gehört das erspähen, zum Sammeln gehört das Auswählen.

 

Jeder Mensch hat eigene Filter, die seine Wahrnehmung bestimmen und gerade bei künstlerisch tätigen Menschen bestimmt diese Wahrnehmungsauswahl die Thematische Richtung und letztlich die persönliche Handschrift.

 

Diese Originalität finden wir bei Günter und Ingrid Stanzer in hohem Masse.

Ingrid Leitner-Stanzer, in Salzburg geboren, ist Autodidaktin. Sie hat sich Grundkenntnisse bei der Mitarbeit in einigen keramischen Werkstätten angeeignet und macht seit über 20 Jahren experimentelle Objektkeramik, sowohl formlich als auch in der Oberflächengestaltung.

Günter Stanzer ist in der Oststeiermark geboren, nach einigen Semestern Kunstgeschichtestudium bekam er seine bildhauerische Ausbildung in der Fachschule für Holz- und Steinbildhauerei in Hallein.

Sehr bald begann er, als Werkstoff Papier zu verwenden und leitet heute die Papierwerkstatt im Mozarteum Salzburg.

 

Beiden ist der experimentelle, spielerische Umgang mit dem Material wichtig, thematisch stehen Nahrung und Werkzeug, zwei sehr grundlegende Themen unserer Existenz im Vordergrund.

 

Ingrid Leitners „süsser Vorrat“ ist appetitlich am Moosbett drapiert, die Objekte sind im wahrsten Sinn ein Augenschmaus und machen nicht dick. Ihre Trophäen nehmen humorvollen Bezug auf die heutige Jagdkultur.

 Günter Stanzers Arbeiten sind meist Hohlkörper, Häute, Abformungen realer Gegenstände, die durch das Material verfremdet werden. Das Papiermaterial ist meist zuvor schon verwendet worden und erzählt dadurch auch seine eigene Geschichte. In der Arbeit Civil servants Elevenses etwa (Das Beamtengabelfrühstück sozusagen) verwendet er naheliegenderweise Jausensackerl.

 

Die Art der Präsentation ist quasi museal, verweist aufs Sammeln, wirkt in der seriellen Anordnung ironisch und verfremdet.

 

Sigrid Kofler 9/07