Zu dieser Ausstellung gibt es ein kurzes Interview im ORF Landesstudio OÖ
mit der Künstlerin Katharina Mayrhofer und Herta Gurtner (Galerie 20gerhaus).
Fotocredit: Elke Meiseinger / Katharina Mayrhofer / Herta Gurtner / Franz u. Christine Wawrinek
Auszug aus der Eröffnungsrede von Daniela Wageneder-Stelzhammer
zur Ausstllung Markus Hofer & Katharina Mayrhofer: „In Anbetracht der Wirklichkeit“
6. Februar 2020, 20gerhaus Ried i.I.
[...] Während Hofer sich mit Alltagsgegenständen und Begriffen auseinandersetzt, holt sich Mayrhofer ihre Inspiration von Alltagsmaterialien und Si-Fi Literatur. Was beide eint, ist ihr Verhältnis zu Raum und die Bildhauerei.
Was lässt sich über die Bildhauerei sagen? Die Bildhauerei ist der Umgang mit Material, Masse, Gewicht und Raum. Sie stellt nichts dar. Sie ist.
Im Unterschied zur darstellenden Kunst stellt bildende Kunst nichts dar, im Sinne von dar-stellen – also stellvertretend für etwas Anderes sein. Es ist das Werk als Werk und nicht als Übermittler einer Botschaft, das zu uns spricht. Sie, die bildende Kunst, ist per se.
Dies gilt für die Bildhauerei im Besonderen. Sie steht in direkterer Relation zur anderen Wirklichkeit - nicht im Unterschied. Stärker noch als vielleicht andere Kunstgattungen. Und sie ist eine Frage der Betrachtung.
Bei der Kunstbetrachtung geht es zunächst einmal darum - Position zu beziehen/-Stellung zu nehmen - um ein, im wörtlichen Sinn: Positionieren zum jeweiligen Kunstwerk.
Sie ist keine Frage des Geschmacks. Martin Heidegger spricht in diesem Zusammenhang von einem „Stoß“ „einem Umgestoßen-werden“, was durch die Besonderheit geschieht, in der uns jede künstlerische Erfahrung entgegentritt.
Dabei beruht, so Hans Georg Gadamer: „[...] das Symbolhafte insbesondere das Symbolische der Kunst auf einem unauflöslichen Widerspiel von Verweisung und Verbergung. Das Werk der Kunst, in seiner Unersetzlichkeit, ist nicht ein bloßer Sinnträger – so dass der Sinn auch anderen Trägern aufgeladen werden könnte. Der Sinn des Kunstwerkes beruht vielmehr darauf, dass es da ist.“ Gadamer schlägt weiters vor, das Wort „Werk“ durch „Gebilde“ zu ersetzen, da der Werkbegriff stark mit den Traditionen des Handwerks verbunden sei, also ihm etwas „Zweckgebundenes“ anhaftet. „Gebilde“ so Gadamer weiter, sei „ein Sprung zwischen Planen und Machen einerseits und dem Gelingen andererseits“.
Dabei wird zwar dem Zufall genug Raum gelassen, der eigene Einfluss (der des Künstlers/der Künstlerin) wird etwas vernachlässigt. Ein Gebilde entsteht! Hier schwingt eine Art von Ohnmacht mit.
Heute sprechen wir von „der Arbeit“. Die künstlerische Arbeit als Arbeit lässt einen weiteren Horizont zu, denn damit sind andere Werte verknüpft. Hierbei stehen mehr der Herstellungsprozess selbst und der Stellenwert des eigenen Tuns, in einem gesellschaftlichen Zusammenhang, im Vordergrund. Jemand der von seiner Arbeit spricht, tut dies mit einer anderen Selbstverständlichkeit.
Zurück zum Betrachten: „Man hat dazu eine besondere Leistung des Tätigseins zu vollbringen“ wie Gadamer es ausdrückt. Dabei geht es darum, die unterschiedlichen Facetten in eigener Arbeit zu synthetisieren – um dann vielleicht von der Stimmigkeit, Richtigkeit oder auch Schönheit überzeugt zu sein. Kunst als freies Spiel, bei der man als Betrachter/in genauso Teil des Spiels ist. Daher ist das Zeigen von Kunst existenziell für die Kunst selbst.
Etwas das nicht gezeigt wird – kann nicht betrachtet werden – und ist demnach nicht! [...]
Daniela Wageneder-Stelzhammer, Kuratorin