November 2012

  "WINTERBLUMEN"

Die Schärdinger Bildhauerin Annerose Riedl

zeigt Arbeiten aus Holz

 

Eröffnung: Do.8.11 - 20 Uhr

Dauer: bis 1.12, 2012

 

Einführung Sigrid Kofler

 

Annerose Riedl ist in Passau aufgewachsen, sie machte eine kaufmännische Ausbildung und fand erst später, autodidakt, zur Bildhauerei. Das Holz als Werkstoff war ihr allerdings nicht fremd, denn ihr Vater hatte in ihrer Kindheit seine Holzschnitzerwerkstatt in der Wohnstube der elterlichen Wohnung. Er hatte mit dem figürlichen Arbeiten begonnen, nachdem sein erlerntes Handwerk, die Fassbinderei, nach dem 2. Weltkrieg kein Auskommen mehr bot.

Annerose Riedl heiratete 1973 den Maler und Bildhauer Alois Riedl und begann 1980 mit Holz zu arbeiten, erst kleine, bald aber auch größere und große Arbeiten entstanden und sie stellt seit 1985 ihre Arbeiten mit großem Echo im In und Ausland aus. Sie und ihr Mann leben und arbeiten in Brunnenthal bei Schärding.

Bei Annerose Riedls bemalten Lindenholzfiguren handelt es sich zumeist um nackte Frauen, der Frauenkörper als im wahrsten Sinn des Wortes naheliegenstem Thema einer Bildhauerin. Die Nacktheit ihrer Figuren stellt für mich den existentiellen Zustand dar, ihre Figuren wirken zwar sinnlich und sehr lebendig, sie widersetzen sich aber jeglichen Klischees gängiger Schönheits- oder Perfektionsideale. Überhaupt interessiert sie das Lebende – auch Tiere oder Pflanzen nimmt sie in ihr Oeuvre auf.

Ihre Figuren wirken archaiisch – die Oberflächen oft nur grob bearbeitet , im Sockel der ursprüngliche Holzstamm noch erkennbar, vereinfachend in der Form der Körper, nicht dem naturalistischen Abbild verhaftet. Vielmehr bilden sie in ihrer Expressivität, - dem Ausdruck der Gesichter, der ganz speziellen Körpersprache - Befindlichkeiten ab, sie machen den Eindruck von Momentaufnahmen, in denen wir jedoch die Gefühle lesen und wiederfinden, die uns alle seit Anbeginn der Menschheit begleiten.

Manchmal definiert sie diese Momente sparsam zusätzlich mit dialogischen Elementen, keine ausgefallenen Accessoires, ein Stück Stoff, eine Tasche, ein Blumentopf, sie geht auch hier vom Naheliegenden aus. Ihre Figuren wirken oft selbstvergessen, versunken in was auch immer sie gerade denken oder fühlen oder tun und gerade diese Interpretation überlässt Annerose Riedl weitgehend den Assoziationen des Betrachters. Genau - was tun sie eigentlich? Oft tun sie eben nichts, es genügt ihnen, zu sein -. bei aller enthaltenen Satire und allem Witz strahlt ihre selbstverständliche Präsenz Ruhe, Selbstbewusstsein und Würde aus.

 

Sigrid Kofler, November 2012