Einführung : Schand_Fleck?

 

Für Christa Aistleitner, 1971 in Freistadt geboren, war Zeichnen schon immer eine geliebte Tätigkeit, folgerichtig besuchte sie die HBLA für künstlerische Gestaltung in Linz, anschließend begann sie ihr Studium für Bildhauerei an der Kunstuni in Linz.

Sie unterbrach ihr Studium, bekam ihre drei Kinder, war im Betrieb ihres Mannes beschäftigt. Doch nahm sie ihr Studium Bildhauerei und transmedialer Raum wieder auf und diplomierte 2008 mit Auszeichnung. Seit letztem Jahr ist sie auch Mitglied der Innviertler Künstlergilde.

Sie lebt und arbeitet in Linz und bearbeitet vorwiegend existentielle Themen, die sie multimedial, also in den für sie jeweils dem Thema adäquaten Techniken bearbeitet, seis Radierung, seis Siebdruck, seis Video und Foto, seis Installation.

 Sie spricht Grundbefindlichkeiten unseres Lebens an, sie schont nicht sich selbst, wenn sie in Performances Dinge buchstäblich am eigenen Leib abarbeitet, sie schont hier aber auch den Betrachter nicht und geht ihm damit oft unmittelbar unter die Haut. Die Arbeiten, die aus dem Auseinandersetzungsprozess entstehen, verlangen dem Betrachter auch einiges an Aufmerksamkeit ab, denn im Gegensatz zum direkt Ausagierten ihrer Performances wirken sie oft distanziert, sehr zurückgenommen und bedürfen eines zweiten, dritten und vielleicht vierten Blickes, um sich dem Betrachter zu erschließen.

Oft spielt in ihren Arbeiten die Dimension der Zeit eine große Rolle, einerseits, weil viele ihrer Arbeiten prozessual sind, sich also entweder selbst mit der Zeit und dem Licht zB. verändern oder künstlerische Interventionen in einer Zeitabfolge dokumentieren.  

Aistleitner  untersucht auch das verschiedene Zeitempfinden zum Beispiel von Akteur und Zuschauer, wenn sie etwa im Video ihrer Diplomarbeit den lächelnden Gesichtsausdruck eines ihrer Kinderfotos annimmt und eine halbe Stunde lang beibehält, bis ihr vor Anstrengung die Tränen im Gesicht herunterlaufen.

Schandfleck ? - der Begriff, um den sich ihre heutige Ausstellung dreht:

„schäm dich!“ diese Aufforderung haben wir sicher alle noch aus unserer Kindheit im Ohr.

Schuld ist kann gesühnt und damit getilgt werden, Schande kommt von außen über einen her.

Unehrenhafte, unanständige oder auch nur erfolglose Handlungen im Sinne der geltenden Normen und kulturellen Übereinkünfte werden mit Schande als soziale Sanktion geahndet, Schamgefühle entstehen als Reaktion auf Bloßstellung oder Kritik von außen.

Wie wird man Schande oder Scham wieder los?  Oder: wie muss und kann man damit leben und was für Gefühle sind damit verknüpft – wie Wut oder Ohnmacht ?

Diesen Fragen geht Christa Aistleitner in dieser Ausstellung nach, die sie jetzt mit einer Performance eröffnen wird.

 

Sigrid Kofler, März 2016

 

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